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Markteinschätzung der MEG Milch Board in der agrarzeitung, Online-Ausgabe vom 02.08.2023

Anlieferung weiter rückläufig

Die Zeiten für die Erzeuger sind schwierig. Die Kosten für die Produktion werden bei Weitem nicht gedeckt.

Die Milchanlieferung geht zurück. Laut ZMB wurde 1,0 Prozent weniger Milch erfasst als in der Vorwoche. Damit schrumpft der Vorsprung zur Vorjahreslinie auf 1,0 Prozent. In Frankreich wurden gleichzeitig 4,0 Prozent weniger Milch angeliefert als im Vorjahr um die gleiche Zeit. Das geringere Milchangebot sorgt für eine Belebung der Preise. Industrierahm, Magermilchkonzentrat und Rohmilch werden wieder zu etwas festeren Preisen gehandelt.

Kieler Rohstoffwert sinkt

Der Kieler Rohstoffwert ist hingegen gesunken, um 1,7 Cent auf 35,3 Cent. Damit liegt er 45 Prozent unter dem Wert des Vorjahresmonats! Interessant ist, dass am Milchpulvermarkt zuletzt eine leichte Belebung eingetreten ist. Anfragen gehen aus der EU wie auch vom Weltmarkt ein. Das Kaufinteresse besteht für spätere Lieferungen bis ins Jahr 2024 hinein. Offensichtlich sind die Einkäufer daran interessiert, sich zu Preisen einzudecken, die nah am aktuellen Niveau liegen.

Trotz der Hoffnungsschimmer auf eine sich stabilisierende Marktlage bezüglich der Milchpreise sind es derzeit schwere Zeiten für Milcherzeuger. Die Kosten für die Milchproduktion sind bei weitem nicht gedeckt. Einigkeit bei den Experten besteht darüber, dass Angebot und Nachfrage in Einklang kommen müssen, damit sich die Preise erholen können. Das Angebot hat den Wachstumskurs verlassen und ist rückläufig. Dennoch, die Erzeugerpreise bilden zeitverzögert die Entwicklungen an den Produktmärkten ab. Zunächst werden daher die abgesenkten Molkereiabgabepreise zu weiteren Rücknahmen führen. Den preislichen Erwartungen an der Warenterminbörse EEX in Leipzig folgend, zeichnet sich eine leichte Erholung Richtung Herbst und Winter ab. Ausschlaggebend für den weiteren Verlauf wird sein, ob die Nachfrage wieder an Schwung gewinnt. Dem steht einerseits eine schwächelnde Weltwirtschaft entgegen. Andererseits gehen von den gesunkenen Preisniveaus Kaufanreize aus, und Ware aus der EU ist am Weltmarkt wieder wettbewerbsfähiger. Zieht die Nachfrage nicht an, müsste das Rohstoffangebot abnehmen.

Signale für steigende Preise

Die Erfahrungen vergangener Jahre zeigen jedoch, dass sich sinkende Erzeugerpreise erst mit einer vergleichsweise langen zeitlichen Verzögerung dämpfend auf die Milchproduktion auswirken. Allerdings könnte dies im laufenden Jahr schneller erfolgen könnte, da das Wachstum des Milchaufkommens im vergangenen Jahr vor allem auf Mitnahmeeffekten beruhen dürfte. Steigende Umwelt- und Tierwohlauflagen sorgen in Irland und den Niederlanden für Angebotsrückgänge. All das spricht für ein Ansteigen der Milchpreise und darf nicht über die Herausforderungen in der Branche hinwegtäuschen.