Markteinschätzung agrarzeitung

Markteinschätzung der MEG Milch Board in der agrarzeitung, Ausgabe vom 07.07.2023

Unterschiede in den Auszahlungspreisen

Steigende Milchpreise bei gering wachsender Milchproduktion

GÖTTINGEN. Während die Milchmengen saisonal weiter rückläufig sind, ist der Preisverfall für Milch gestoppt. Zu den weiteren Entwicklungen gibt es unterschiedliche Einschätzungen.

Prof. Holger Thiele von der Fachhochschule Kiel geht davon aus, dass sich die Milchpreise im zweiten Halbjahr erholen und wieder etwas steigen werden. Gleichzeitig erwartet er immer wieder Phasen mit Milchpreisen unter der Kostendeckung, wodurch der Strukturwandel zunehmen und vermutlich durch weitere Auflagen verschärft wird. Nach Ansicht der Schwarzwaldmilch wird der Preis- und Kostendruck am Milchmarkt auch im nächsten Jahr weiter steigen.

Der Kieler Rohstoffwert Milch ist im Juni um 0,6 Cent auf 37,0 Cent pro kg gestiegen, das IG-Milchbarometer um 1,8 Cent auf 43,0 Cent pro kg Milch. Der Anstieg resultiert aus den Preissteigerungen an der European Energy Exchange-Börse für die in den zukünftigen zwölf Monaten gehandelte Butter (+3,0 Prozent) und das Magermilchpulver (+4,0 Prozent). Das Milchbarometer rechnet in den nächsten zwölf Monaten mit kontinuierlich steigenden Milchpreisen. Es wird davon ausgegangen, dass die Milchproduktion im europäischen Raum und auch weltweit schwächer wächst als erwartet. International ist der Durchschnittspreis mit 3.479 US $/t über alle Produkte und Zeiträume an der Handelsplattform Global Dairy Trade zuletzt unverändert geblieben.

Schnittkäse beliebt

Die Absätze von Frischprodukten und Trinkmilch haben sich trotz jüngster Preissenkungen im Lebensmitteleinzelhandel nicht belebt. Die Nachfrage nach Butter ist eher ruhig, für Schnittkäse wird von einer sehr guten Nachfrage berichtet. Bei den Herstellern gehen immer wieder Anfragen ein, die nicht bedient werden können. Die Bestände in den Reifelagern haben sich zuletzt weiter verringert, der Altersaufbau hat sich weiter verjüngt. Der Markt für Magermilchpulver ist ruhig. Es werden vor allem die bestehenden Kontrakte abgewickelt.

Nord-Süd-Gefälle

Auffallend sind die großen Unterschiede zwischen den Auszahlungspreisen für Milch im Süden und Norden. Diese weisen eine Differenz von rund 10 Cent aus. Molkereien im Süden produzieren und vermarkten hauptsächlich Käse mit einer breit gefächerten Molkereistruktur. Im Norden hingegen gibt es weniger, aber dafür größere Molkereien.