Bei allem Verständnis für die Unzufriedenheit und dem damit verbundenen Aktionsdrang vermisst Guhl bisher allerdings konkrete Forderungen und Vorschläge der Initiatoren. „Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass wir Bauern für den Erhalt des Status quo kämpfen. Das würde unser Bild in der Öffentlichkeit weiter verzerren und am Ende weder die Bauern noch die Öffentlichkeit den notwendigen Veränderungen näherbringen.“
Im Prinzip stelle sich die alles entscheidende Frage, wie sich höhere Standards im Tier- und Umweltschutz finanzieren lassen. Schon heute können die Kosten der Milcherzeugung in Deutschland nicht mit dem Milchgeld bezahlt werden. Höhere Auflagen bedeuten aber noch höhere Kosten. Ohne steigende Milch-, Fleisch- und Getreidepreise ist eine Agrarwende für Guhl nicht möglich. Es ist fahrlässig sich der Illusion hinzugeben, mit neuen Gesetzen und noch schärferen Verordnungen Tierwohl und Umweltschutz durchsetzen zu können. Das führt zur Spaltung von Landwirtschaft und Gesellschaft. Viele haben erkannt, dass Veränderungen notwendig sind, um die vielfältigen Herausforderungen zu meistern. Diese Veränderungen gilt es gemeinsam zu entwickeln, um konkrete Lösungen daraus abzuleiten und umzusetzen.
Für Guhl steht die MEG Milch Board w. V. schon immer für einen konstruktiven Dialog mit Politik und Gesellschaft und für eine zukunftsfähige Ausgestaltung der Milchproduktion. Für den Bereich der Milcherzeuger existiere mit der RoadMap Milch & Markt der MEG Milch Board ein mittlerweile umfassend wissenschaftlich bestätigter Ansatz, der geeignet ist, die erheblichen Wettbewerbsprobleme auf dem Milchmarkt zugunsten der Erzeuger zu beseitigen und sämtlichen Interessen Rechnung zu tragen - nicht nur in wirtschaftlicher, sondern auch in gesellschaftlicher und ökologischer Hinsicht. Die RoadMap Milch & Markt setzt auf schuldrechtliche Verträge zwischen Erzeugern und Verarbeitern, welche neben der Laufzeit, auch Preise, Liefermengen und Qualitätskriterien fixieren. Guhl: „Durch gesellschaftliche, ökologische und wirtschaftliche Notwendigkeiten werden jetzt die Weichen neu gestellt. Die Bundesregierung ist aufgefordert, dies zu erkennen und den Milchsektor zu einem vertraglich geregelten Mengen- und Qualitätsmanagement zu verpflichten Der Artikel 148 bietet hierfür die politische Grundlage.“