Damit gab es sowohl bei den Auszahlungspreisen als auch bei den Kosten deutliche Unterschiede zwischen den Regionen: Während im Osten und Norden die Kosten gedeckt waren bzw. sogar Gewinne erzielt werden konnten, gab es im Süden bei Milcherzeugungskosten von 53,43 Cent eine Unterdeckung von 13 Prozent.
MMI bei Preisverhandlungen als unterste Grenze
Es bleibt dabei: Milch ist knapp! Grund dafür sind die zahlreichen Betriebsaufgaben in den letzten Monaten. Die relativ hohen Milchauszahlungspreise sind dem Vorstandsvorsitzenden der MEG Milch Board Frank Lenz zufolge also teuer erkauft. Er ist sich im Klaren: „Die Milchauszahlungspreise sind gestiegen, weil das Angebot gering ist und nicht, weil unsere Kosten gestiegen sind.“ Die annähernde Kostendeckung im April 2022 ist demzufolge eine Momentaufnahme. „Einerseits freuen wir uns über die hohen Milchauszahlungspreise und hoffen, dass sie auf diesem Niveau bleiben bzw. weiter steigen.“
„Andererseits ist uns schon klar“, führt Lenz weiter aus, „dass wir es mit zeitlich versetzten Reaktionen zu tun haben. Die massiven Einsparungen beim Dünger und bei Futtermitteln im Frühjahr waren notwendig zum Erhalt der Liquidität und führten im Nebeneffekt zu dieser scheinbaren Kostendeckung. Die Mindererträge bei Milch und auf dem Feld werden uns erst später einholen. Auch die rasant steigenden Energiekosten werden sich erst noch auswirken.“
Lenz ist sich bewusst, wie ungewiss und unplanbar die Zukunft ist, angesichts des Klimawandels, des Kriegs in der Ukraine und der drohenden Energiekrise. Zugleich macht er darauf aufmerksam: „Weiter steigende Milchpreise sind die Voraussetzung, um Stabilität in ungewissen Zeiten zu erlangen, für die Höfe zum einem aber vor allen Dingen für die Bevölkerung. Die Milchpreise müssen im Sommer weiter deutlich steigen. Das würde dann auch zu der Selbstverständlichkeit führen, dass die Produktionskosten gedeckt und Gewinne erwirtschaftet werden.“
Zu den deutlichen Unterschieden in den Regionen bemerkt Lenz: „Trotz starker Bündelung ist der Milchpreisanstieg im Süden auffallend gering. Bündelung darf kein Selbstzweck sein, sondern muss im Sinne der Milcherzeuger*innen ausgestaltet werden. Hier ist noch viel Luft nach oben. Die Erzeuger*innen dürfen sich deutlicher für ihre Interessen einsetzen. Der MMI kann in den Verhandlungen um den Milchpreis mit der Molkerei nur die unterste Grenze sein.“