MMI 3-2024:Mit Umsetzung von Art. 148 Odyssee der Milchbauern beenden

Im April 2024 betrugen die Milcherzeugungskosten 46,30 Cent pro Kilogramm. Der Milch Marker Index ist gegenüber dem vorherigen Stichmonat Januar 2024 von 104 auf 101 gefallen). Der Milchauszahlungspreis lag bei 44,79 Cent. Das Verhältnis zwischen Kosten und Erlösen ist in Deutschland also weiterhin ungünstig für die Milchviehbetriebe, auch wenn sich die Kostendeckung von 92 auf 97 Prozent verbesserte. Die leichte Entspannung auf der Kostenseite ergab sich vor allem durch gefallene Futterkosten.

 

Ungeachtet dessen spüren die Milcherzeuger weiterhin einen immensen Kostendruck, der nur durch hohe Rindererlöse gedämpft wird Die Kosten für die Betriebsmittel und den allgemeinen Betriebsaufwand liegen seit 2021 über 46 Cent. Jedwede Preissenkung bei der Milch oder beim Rindfleisch wäre für viele weitere Betriebe existenzbedrohend.

 

Milcherzeuger profitieren zu wenig von guter Marktlage

Für den Vorstandsvorsitzenden der MEG Milch Board Frank Lenz stellt sich die Lage auf dem Milchmarkt im April folgendermaßen dar: „Wir profitieren von regem Bedarf an Milch, sowohl bei Konsumenten als auch bei Verarbeitern. Auch auf dem Weltmarkt ist die Verwertung sehr gut. Bei insgesamt relativ geringen Milchmengen sind die Milchauszahlungspreise für die Erzeugerinnen und Erzeuger zwar gestiegen, aber nicht in dem Maße wie das die Marktindices hätten erwarten lassen.“

Eine Ursache dafür sieht er in der zögerlichen Preispolitik der Molkereien, die ihren Spielraum gegenüber dem Handel nicht genutzt haben, um höhere Preise durchzusetzen, von denen auch der Milchmarkt und letztendlich die Erzeugerinnen und Erzeuger hätten profitieren können. „Statt dessen gelingt es dem Handel, seine Deckungsbeiträge zu vervielfachen. Zwar sind wir im Bundesdurchschnitt nahe an der Kostendeckung, was vor allem dem Können der Landwirte zu verdanken ist, die durch Drücken der Kosten eine geringere Unterdeckung erreicht haben. Dennoch sind wir noch weit entfernt von einer Gewinnsituation, die Voraussetzung für gesundes Unternehmertum ist. Ziel müsste vielmehr sein, die Einnahmen entsprechend zu erhöhen.“

Deshalb ist es für Lenz nicht verwunderlich, dass immer mehr Betriebe die Milchviehhaltung aufgeben. Erst kürzlich wurde das Allzeittief von weniger als 50.000 Milchviehbetrieben in Deutschland erreicht. „Dazu trägt natürlich auch die miserable Einkommenssituation bei, wie aus den Daten des Testbetriebsnetzes des BMEL hervorgeht. Hier bilden die Milchviehbetriebe seit Jahren das Schlusslicht bei den landwirtschaftlichen Einkommen.“

Lenz findet es im Gegenteil erstaunlich, dass so viele Milcherzeuger und -erzeugerinnen noch dabei sind. „Das dürfte sich bald ändern, wenn die nächste Generation die Betriebe übernimmt und durchrechnet, ob sich das alles lohnt, bei diesem immensen Einsatz. Spätestens jetzt müsste also Alarmstufe Rot ausgerufen werden. Und es wäre enorm wichtig, gute Bedingungen für Hofnachfolger und -nachfolgerinnen zu schaffen. Dazu könnte die Umsetzung des Art. 148 GMO beitragen. Denn dann könnten wir unser Schicksal selbst in die Hand nehmen: uns bündeln und Verträge aushandeln, in denen konkrete Mengen, Preise und Lieferzeiten stehen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Vertragspflicht für alle und für 100 Prozent der Milch gilt.“

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